Die Chronologie des Jahres startete also mit zwei milden Monaten, ehe es im März richtig kalt wur-de. Erst Mitte April erwärmte sich die Luft und führte zu einem verhältnismäßig späten und frostbe-dingt unregelmäßigen Austrieb. Der Mai war ein wenig zu trocken, der Juni hingegen recht feucht, was während der Blüte zu vereinzelten Verrieselungen und folglich zu einer lockeren Traubenstruk-tur führte. Juli und August blieben wechselhaft. Blaue, sonnige Tage wurden von kurzen Schauern unterbrochen. Die Reben waren so gut versorgt, dass wir Schwierigkeiten hatten, mit der Geschwin-digkeit ihres Wachstums mitzuhalten.
Zunehmend feuchte Bedingungen erhöhten Anfang September den Fäulnisdruck und verzögerten gleichzeitig den Lesebeginn. Erst am 15. September rückten wird das erste Mal aus, um unsere früh-reifen Sorten und die Trauben für unsere Schaumweine einzufahren. Von der ersten Sekunde weg galt es penibel zu selektieren. Immer wieder von kurzen Regenpausen unterbrochen, entwickelten sich die folgenden 30 Tage zu einem Geduldsspiel, das wir am 22. Oktober mit der Lese unserer Minimalschnitt-Anlage in der Ried Hasel müde aber zufrieden beendeten.
Das Weingartenjahr 2020 gehört ganz sicher zu den anstrengendsten der letzten Dekade. Wir muss-ten öfter eingreifen als uns lieb war, doch glauben wir, eigentlich immer die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.
Erste Qualitätseinschätzungen stimmen uns jedenfalls optimistisch. Die Alkoholgradationen fallen etwas niedriger als in den Vorjahren aus, die Säure ist präsent und belebend und die Aromen wirken klar, kühl und präzis. Wir vermuten, dass sich die tatsächliche Größe des Jahrgangs erst in den kommenden zwei bis drei Jahren zeigen wird, dann jedoch für die eine oder andere extrem positive Überraschung sorgen sollte.
Leseabschluss: 22. Oktober 2020