Danach setzte neuerlich Schönwetter ein und bei Temperaturen bis zu 25°C trieben unsere Reben problemlos aus. Bei weiterhin warmem Wetter und nunmehr immer wieder einsetzendem Regen schritt die Vegetation rasch voran. Zur Blütezeit blieb es leider relativ feucht, was dazu führte, dass in einigen Weingärten die Trauben verrieselten. Dank zusätzlicher Schichten des ganzen Teams und viel Handarbeit an den Reben und Laubwänden konnten wir jedoch gröbere Verluste verhindern.
Der Sommer war im Vergleich zu den vergangenen Jahren relativ regnerisch und folglich ziemlich arbeitsintensiv. Außerdem trieben uns immer wieder aufziehende schwarze Gewitterwolken und Hagelnachrichten aus umliegenden Gemeinden regelmäßig den Schweiß auf die Stirn. Von heftigen Unwettern blieben wir dieses Jahr aber glücklicherweise verschont.
Die Weinlese startete am 8. September der Tradition gemäß mit den Beeren für unseren Sektgrundwein. In den folgenden zwei Wochen selektierten wir dann die Trauben für unsere Lagenweine und fuhren bei eher trüben Bedingungen die frühreifenden Sorten ein. Gegen Ende des Monats und pünktlich zur – dieses Jahr sehr frühen – Lese unserer Rieslinglagen kehrte sukzessive die Sonne zurück. Unter meist strahlend blauem Himmel, gleichzeitig aber immer kühleren Temperaturen gestalteten sich die verbleibenden Erntetage optimal. Abgeschlossen wurde die diesjährige Lese am 14. Oktober mit dem Grünen Veltliner am Loiserberg.
Stilistisch fahren wir dieses Jahr zweigleisig. Zum einen sind da unsere Gebietsweine und ausgesuchte Rieslinglagen, die – leichtfüßig und elegant – bereits im Fass mit kristallklarer Frucht und vitaler Struktur überzeugen. Auf der anderen Seite stehen die später gelesenen Grüner-Veltliner-Lagen, die sich dank der sonnigen Oktobertage etwas kräftiger präsentieren, ihre Power jedoch mit einer stets lebendigen Säure kombinieren.
Abgesehen von den Jungweinen und den beiden Pét-Nats reifen derzeit alle unsere Weine ohne jegliche Schwefelzugabe auf der Feinhefe in den Fässern. Dort konnten sie stressfrei die malolaktische Gärung abschließen und haben nun die Möglichkeit, in aller Ruhe ihr Gleichgewicht zu finden.
Wie in fast jedem Jahr haben wir auch 2022 einige Innovationen eingeführt. So arbeiten wir im Keller mit etwas längeren Maischestandzeiten, um den Weinen noch mehr Struktur mit auf den Weg zu geben. Im Weingarten haben wir in diesem Jahr damit begonnen, unsere Reben nach einer von Simonit & Sirch wiederentdeckten Methode zu schneiden. Dabei wird jeder Rebstock individuell beobachtet und so geschnitten, dass die vitalen Teile der Pflanze nicht beschädigt werden. Das Resultat sind langlebigere Reben mit noch ausdrucksstärkerem Traubenmaterial und in der Folge noch bessere Weine.